Faek Rasul
Malerei
Malerei
BIOGRAFIE
Faek Rasul, geboren 1955 in Kirkuk, Kurdistan/Irak
1977-1980 Studium der Malerei in Bagdad
lebt seit 1987 in Wien
2000-2005 Leiter der M-Art Galerien in Wien
2007-2020 Leiter der kleinen galerie in Wien
Das Erlebte gehört zu Faek Rasuls Geschichte, seinem Werden als Künstler, es beeinflusst sein Denken und Sein. Mal zeigt sich das Erlebte vordergründiger, mal taucht es im Hintergrund auf, es hinterlässt seine Spuren in all seinen Arbeiten nach 1988. Eingeritzt und eingehauen in die Wände seiner Gefängniszelle, eintätowiert in die Seele, eingekratzt in die Oberflächen seiner Bilder findet man es immer wieder. In den früheren Arbeiten wird die Botschaft der Bilder sehr unmittelbar erzählt – der Schrecken und die Sinnlosigkeit der Kriegsjahre. Später löst er sich fast gänzlich vom Gegenständlichen, zieht sich aus konkreten Räumen und Raumdarstellungen zurück, ändert den Blickwinkel, seine Perspektive. Und – seine Werke werden bunt. In diesen Phasen tauchen Zeichen, Symbole und Ziffern auf – eingeritzt und eingekratzt. Faek Rasul verwendet Dreiecke, Kreise, Kreuze, Spiralen, Augen, kleine Sonnen, auch mathematisch anmutende Formeln, für die Betrachtenden nicht verständlich, nicht auflösbare Codes – wie Faek Rasuls Erinnerungen. Es sind seine Geheimcodes und Verschlüsselungen zu seinen persönlichen Erinnerungen – schöne, wie etwa aus seiner Kindheit sowie schmerzvolle, aus Zeiten des Krieges. Wie eine künstlerische Handlungsmatrix breiten sich diese Erlebnisse über seine Arbeiten aus und erlauben ihm die Kontrolle über seine Vergangenheit und seine Erinnerungen.
Die kleine galerie im 3. Bezirk, hat sich unter seiner Führung auf die klassische Moderne in Österreich nach 1945 speizialisiert.
AUSSTELLUNGEN
EINZELAUSSTELLUNG in der kleinen galerie:
04. Mai bis 25. Mai 2022
Faek Rasul: Errinerungsspuren
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Reliefs über den Verlauf der Zeit
Schon als Kind war der 1955 in der kurdisch-irakischen Stadt Kirkuk geborene Faek Rasul von der Schönheit der Muster und Symbole fasziniert – und ritzte in Hauswände seine Zeichen und Zeichnungen. Nach dem politischen Engagement in jungen Jahren gegen die irakischen Machthaber unter Saddam Hussein und einer mehrmonatigen Gefangenschaft, wegen seiner Mitgliedschaft im kurdischen Widerstand, beschließt er, sich künftig ausschließlich der Kunst zu widmen. So führt sein Weg nach dem Gefängnis an die Kunstakademie nach Bagdad, wo er durch einen seiner Professoren die Arbeiten Tapiés kennenlernt und damit die neuen Kunsttheorien der Erschließung des Raums in der Malerei. 1980 schließt er das Kunststudium in Bagdad mit dem Diplom ab.
Gemeinsam mit seiner Frau Tania Raschied und seiner kleinen Tochter flüchtet Faek Rasul 1987 über den Iran nach Österreich. Hier wird ihr Sohn geboren und hier lebt die Familie seit 1988, wo Faek Rasul von 2000 bis 2005 die internationale Galerie M-Art leitete und seit 2007 Leiter der kleinen galerie ist. 2016 gründete der Literaturbegeisterte den Salon Modena Art als Treffpunkt für Künstler und Kunstinteressierte – in der Tradition der Salons zur Zeit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Literatur und Musik, Lyrik und Philosophie sind für sein Leben und Arbeiten wesentliche Bezugspunkte. Seine Bilder waren und sind bei zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland zu sehen.
Faek Rasul verbindet in seinen Bildern die historischen Quellen der orientalischen Kunst mit der Ästhetik des Alltags im Verlauf der Zeit bis in die Gegenwart. Botschaften und Bilder, seit Jahrhunderten und bis heute in unter-schiedlichsten Formen an Fels- und Hauswände gezeichnet und geritzt, haben ihn in seiner Malerei ebenso inspiriert, wie die Sufimeister mit ihren mystischen Symbolen.
Seine Bilder wirken wie Bruchstücke dieser Mauern, reliefartig und dabei die Geschichten über den Verlauf der Zeit erzählend. Denn mit den eingesetzten Materialien und dem Arbeitsprozess empfindet Faek Rasul den Schaffens- und Verfallsprozess nach: Mit einer Mischung aus Sand und Bindemittel und gefärbt mit meist hellen Farben legt er Schichten an, kratzt hinein, deckt wieder ab und wiederholt diesen Ablauf mehrmals.
Ovale und Kreise, Linien und Symbole strukturieren die Bildfläche, manchmal ziehen sie prominent den Blick auf sich, manchmal sind sie nur noch undeutlich unter der Übermalung zu erkennen, dazwischen arabische Schriftzeichen als poetische oder Alltagsbotschaften.
Nun hat sich die Vielfalt der Formen auf den Kreis konzentriert. Aus den unteren Schichten des Bilds tritt der kräftig farbige Untergrund nur noch extrem reduziert an wenigen Stellen hervor und mit schwarzem Stift in dicht gesetzten Strichen dominieren jetzt die zart ausfasernden Kugelgebilde. In unterschiedlichen Größen und horizontal mit feinen Linien verbunden, wirken sie auf den ersten Blick wie aufgereihte Ballons oder Perlen, wie Sonnen oder vielleicht auch als Variation von Fruchtbarkeitssymbolen.
Verena Kienast, 2018