Linde Waber
Malerei
Malerei
BIOGRAFIE
Linde Waber wurde 1940 in Zwettl (Niederösterreich) geboren. Nach einem Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Wien in den Meisterklassen für Graphik bei Prof. Martin und Prof. Melcher, erlangte Linde Waber 1964 das Diplom „Akademischer Maler und Graphiker“. Linde Waber unternahm und unternimmt zahlreiche Reisen, beispielsweise nach Frankreich, Italien, England, Brasilien, Afrika, China, Oman, Jemen, Aserbaidschan, USA, Japan, etc..
Im Jahr 1970 erhält sie ein Japanstipendium für das Studium an der Universität Osaka und arbeitet mehrere Monate im Atelier des Holzschneiders Tetsuo Yoneda in Kyoto. Es folgt ein zweiter Aufenthalt in Japan (1972) und unzählige Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland (bspw. in: Japan, Österreich, Deutschland, Tschechien, Italien, Korea, Belgien, etc.).
Linde Waber reist 2007 auch nach China, um dort am Fine-Art College of Sichuan Normal University in Chengdu zu arbeiten. Derzeit lebt sie freischaffend in Wien, Zwettl und auf Reisen.
PREISE UND AUSSTELLUNGEN
PREISE
1961 – Oskar Kokoschka Fonds – Preis, Salzburg
1970 – Österreichischer Graphikpreis, Krems
1974 – Förderungspreis des Landes Niederösterreich
1976 – Theodor Körner – Preis
1976 – Österreichischer Graphikpreis (erster Preis), Krems
1978 – Sonderpreis für Ausländer, Tuschmalerei, Metropolitan Museum, Tokio
1983 – Große Goldene Ehrenmedaille der Gesellschaft Bildender Künstler Österreichs
2002 – Verleihung des Professorentitels durch den Bundespräsidenten
2003 – Jurypreis der 4 Egyptian International Print Triennale, Kairo
2010 – Goldener Lorbeer, Gesellschaft Bildender Künstler Österreich
2014 – Ehrennadel der Heimatgemeinde Zwettl
2015 – Großes Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich
2021 – Goldene Wand Künstlerhaus, Wien
GRUPPENAUSSTELLUNGEN in der kleinen galerie:
21. November bis 21. Dezember 2018
JAHRESAUSSTELLUNG 2018
15. Oktober bis 20. November 2014
Vorbilder
Thomas Duttenhoefer, Heinrich Heuer, Drago Prelog, Linde Waber, Herwig Zens
27. November 2013 bis 9. Januar 2014
JAHRESAUSSTELLUNG 2013
MEHR
Standpunkte, Sichtweisen, Malweisen
„Linde Wabers Blätter sind Landkarten ihres Lebens“. (Rainer Pichler)
Dieser Gedanke des mit Linde Waber befreundeten Dichters Rainer Pichler spricht die enge Verbindung von Lebens- und Werklauf an. Die Intensität des Erlebens, die Malerei, ihre Themen, die Formate, die Technik stehen in unmittelbarem Verhältnis zu dem Leben, dass sie gerade führt. „Ich glaube, dass ich Malerin geworden bin, weil ich gerne lebe, intensiv lebe, aber auch, weil ich hinter die Dinge sehen will“.
Zwettl, Bahnhofstraße 4
Eine lange Geschichte verbindet Linde Waber mit ihrem Garten und Haus in Zwettl, Bahnhofstraße 4, ihrem Geburts- und Kindheitsort. Zwettl ist sicherlich der zentrale Punkt auf Linde Wabers Landkarte, der Punkt, von dem alles ausgeht, auf den alles hinführt, auch wenn in ihrer Biografie „lebt und arbeitet in Wien, in Zwettl und auf Reisen“ vermerkt ist. Tatsächlich ist sie of auf Reisen, verbringt aber immer wieder viel Zeit im Haus Bahnhofstraße 4, dem „Sehnsuchts- und Zufluchtsort“.
Nach der Zeit in Japan (Linde Waber war in den frühen siebziger Jahren für ein Jahr in Japan, und lernte in der Werkstatt des Holzschneiders Tetsuo Yoneda), verbunden mit Heimweh und Fremd-sein, spürte sie deutlich, wo ihre Wurzeln sind. Eingetaucht in ihre Gartenwelt eignete sie sich im Zeichnen und Malen den Ort ihrer Kindheit neu an. „ich liebe diesen Garten, darum habe ich ihn gezeichnet. Diesen Garten mit den Sträuchern und Bäumen und Blumenbeeten und seiner Wildnis wollte ich zeichnen. Eigentlich ist er ja Mutters Garten. Der Garten hat sich kaum verändert, nur ich habe mich verändert“.
Von 1982 an zeichnete Linde Waber den Bilderzyklus „Mein Garten“, in den Zeichnungen und Pastellen wurde er von „Mutters Garten“ zu ihrem Garten, sie hat Abschiede, Erinnerungen, Veränderungen, Schmerz und Freude mitgezeichnet.
Die Schriftstellerin Friederike Mayröcker sprach in diesem Zusammenhang von der „Verbildlichung eines Gartens“ und widmete Linde Waber den Text „Umbra. Der Schatten, Zu Arbeiten von Linde Waber.
Aber nicht nur Linde Waber hat sich verändert, auch der Garten hat sich nach und nach verändert. Der Garten hat etwas mit Linde Waber gemacht und sie mit dem Garten. Sie öffnete Haus und Garten, veranstaltete Sommerfeste, Lesungen, Künstlergespräche, Filmvorführungen, Sommerakademien. Die Lust am gemeinsamen Arbeiten, am Gedankenaustausch, am künstlerischen Zusammenspiel führte zu zwei Künstlersymposien „Eingriffe in einen romantischen Garten“, 2005 und 2006. Eingeladene Künstler und Künstlerinnen arbeiten, finden, erfinden, gestalten, verwandeln und hinterlassen Spuren in diesem Garten.
Atelierzeichnungen
Auch in der anstrengenden Kleinkinderzeit versucht Linde Waber, wenigstens einmal täglich zu zeichnen. Sie lebt die Tage mit einer Wachheit und Aufmerksamkeit, für das was da ist. Sie erfindet nicht, sie findet. Sie hat einfach das Nächstliegende gezeichnet, „das, was mich am Abend, wenn ich mich hingesetzt habe, angesprungen hat, und das war dann eigentlich immer das, was für den Tag zufälligerweise oft sehr bestimmend war“.
Aus dieser Offenheit und Aufmerksamkeit für den Umraum, in diesem Innehalten wenigstens einmal am Tag (Elisabeth Borchers spricht vom „Aufwachen, mitten in der Wachheit), haben sich sowohl die „Tageszeichnungen“ als auch ihr Zyklus „Atelierzeichnungen“ entwickelt.
Bis 1982 hat Linde Waber nie in ihrer Wohnung gearbeitet, sondern Farbholzschnitte in der Waschküche und Landschaftszeichnungen im Freien gemacht. Als sie immer weniger Zeit für diese aufwändigen Arbeitsprozesse hatte, hat sie eines Tages in ihrer Wohnung das nächstbeste gezeichnet.
Dieses erste Interieur war der Beginn ihrer Atelierzeichnungen.
„Eine enge Verbindung zwischen mir und meinem Umraum und meinen Bildern entsteht. Die Ordnung anderer Menschen und und ihre Umräume beginnen mich zu interessieren. Ich zeichne in den Ateliers der Künstler und versuche zu begreifen“. Was erzählen Gegenstände? Welche Rückschlüsse lassen sich vom Atelier, um Umraum, auf die Situation der Künstler und ihre Kunst ziehen? Linde Wabe zeichnet entlang der Grenze zwischen Rückzug in den eigenen geschützten Raum für die Produktion von Kunst, Ideen, Idealen und der repräsentativen Werk- und Selbstdarstellung. Entstanden ist in den letzten Jahren eine Situations- und Bestandsaufnahme künstlerischer und handwerklicher Produktionsstätten und ihrer Veränderungen, in Österreich, aber auch in Oman, Jemen, Japan und Paris.
Waber vegetativ
Von Bodo Hell stammt der Begriff „Waber vegetativ“, nicht nur als Ausstellungstitel, sondern auch auf den Punkt gebrachte Erklärung ihres Arbeitsprinzips. „Vegetativ“, im Sinn von unbewusst, dem Willen entzogen, intuitiv. Im Gespräch mit Linde Waber über ihre Arbeiten fällt immer wieder der Satz: „das, was mich anspringt male ich“.
In den frühen 90er Jahren ändert sich der Arbeitsrhythmus erneut, Linde Waber hat wieder mehr Zeit für ihre Malerei und beginnt mit großformatigen Öl- und Eitemperabildern zum Thema „Natur“. Dabei begnügt sie sich nicht mit einem Blick auf die Natur, sondern erfasst intuitiv, was hinter der äußeren Erscheinungsform liegt. „Ich arbeite besonders gerne im Freien, da rieche ich die Natur, spüre den Wind, tauche ein in die Natur. Oft ist es ein bestimmter Punkt, wie eine Distel, ein Blatt, ein Lichtfleck, von dem aus ich das Bild entwickle.“ Ihre Bilder haben etwas dynamisches, wild-wucherndes, verschwenderisches, die Vegetation, emporsprießend, blühend, leuchtend, scheint den vorgegebenen Rahmen des Bildformates beinahe zu sprengen. Mit feinem Empfinden für Wachstum, Veränderung, Vergänglichkeit hat sie eine ganz eigene Bildsprache entwickelt, die ihrem Temperament entspricht. Sie selbst hat etwas Verschwenderisches, großzügiges, weil sich das Leben für sie ebenfalls Verschwenderisch darstellt, nach dem Prinzip „alles ist Leben“.
Tageszeichnungen
Seit mehr als 18 Jahren macht Linde Waber jeden Tag eine Tageszeichnung, 35 x 35 cm auf Japanpapier. Verwendete Techniken sind Eitempera, Tusche, Filzstifte, Farbholzschnitt, Collagen aus Fotos, Einladungen, Kochrezepten, Postkarten, Briefen, Eintrittskarten. Was ein Tag so bringt an Farben, Linien, Gesammeltem, Freuden, Ärgernissen, Worten, Begegnungen wird eingearbeitet, aufgeklebt und oft wieder übermalt. Entstanden ist ein Zyklus, der eine wichtige Ergänzung zu Linde Wabers Arbeit ist, viel über ihre Projekte, Ideen, Vorhaben, Reisen und die sie umgebenden Menschen erzählt – wie eine spontane, spielerische, bunte Fußnote zu Lebens- und Werklauf der Malerin.
Brigitta Höpler