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„Meine Bilder waren immer meine Schmerzen“ F.R.
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Die Malerei ist dann ein elementares Feld der Kommunikation über das Schwierige und vielleicht Unsagbare, über Identität, Zukunft, Utopien und die entscheidende Frage: Wer sind wir selbst? Diese ewig aktuelle Frage „Wer Spricht?“1 (wer malt?) behandelt der französische Philosoph Michel Foucault2 in seinem zentralen Text „Was ist ein Autor“ und er untersucht darin den Stellenwert der Idee des Individuums, des individuell schaffenden Künstlers in der Moderne und damit auch das Spannungsfeld zwischen Mensch und Gesellschaft. Wie kein anderer hat er in seiner Analyse die reglementierende und normierende Macht der Kommunikation in das Zentrum seiner Arbeit gestellt und die gesellschaftlichen Zwangsmittel in seiner Arbeit „Überwachen und Strafen“ analysiert. Die Bandbreite geschriebener und gesprochener Botschaften, Direktiven, Maßregelungen reicht von der schärfsten, gewalttätigsten Anweisung bis zu geflüsterten, stammelnden Mitteilungen und Hilferufen und darüber hinaus zur poetischen Reflexion der menschlichen Existenz schon in den ältesten überlieferten Erzählungen. So sind viele der frühesten überlieferten Schriftdokumente des Zweistromlandes herrschaftliche Steuerlisten, doch im Gilgameschepos muss Enkidu erst selbst durch eine Kurtisane mit dem Kulturgetränk Wein gebildet werden, bevor er von den Göttern dazu ausersehen wird, den grausamen König Gilgamesch zu zivilisieren.
Diese Verarbeitung und Sublimierung der eigenen Geschichte steht auch im Hintergrund der Arbeit von Faek Rasul. Doch nicht nur der Schrecken und die Qual, sondern auch die Schönheit und magische Weite von Kultur und Landschaft des Zweistromlandes, ihre andere Dimension von Vergangenheit und Zeit und die Jahrhunderte lange Schulung der Lebensweisheit der Philosophen des Sufismus, ihre Übung der Konzentration und Lebensklugheit prägen sein künstlerisches Projekts.
Prof. Ulrich Gansert, Künstler und Kunsthistoriker, 2015
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1. Samuel Beckett: „Erzählungen und Texte um Nichts“, 1947 – 1952
2. Michel Foucault: „Was ist ein Autor?“ In Schriften zur Literatur. Frankfurt 1988
"Nichts Wirkliches kann bedroht werden." Unwirkliches existiert." (aus: „Ein Kurs in Wundern“)
Das Lebendige lässt sich nicht vernichten, denn es gibt etwas Unzerstörbares in uns – und es gibt etwas, das kulturelle oder mentale Grenzen auflöst und uns zu Weltenbürgern macht. Es gibt etwas, das eingefrorene Erinnerungen lockert, sie zurück ins Leben bringt und sie dort verblassen lässt, in jenen Grund, welcher Vertrauen, Sicherheit und Liebe heißt.
Und es gibt etwas, das uns hinausführt über unsere persönliche Geschichte, nämlich den Weg der Kunst und der schöpferischen Tätigkeit, welche uns zu verbinden vermag mit der Quelle unseres Seins, und daher mit dem, wer wir ohne unsere Geschichte sind.
Dr. Waltraud Schwarzhappel, Kunsthistorikerin, Wien, Oktober 2014