Gerda Fassel
Bildhauerei
Bildhauerei
BIOGRAFIE
Gerda Fassel wurde am 14. August in Wien geboren und machte von 1955 bis 1958 eine kaufmännische Lehre. Von 1960 bis 61 besuchte sie die Wiener Kunstschule (Abstrakte Malerei bei Hans Staudacher), bevor sie von 1962 bis 1965 einen Aufenthalt in den USA (Florida, New York) antrat. Während Fassel in Hotel – und Restaurantbetrieben tätig war, studierte sie von 1964-1965 an der Art Students´ League in New York Bildhauerei bei José De Creeft.
In den Jahren 1965 bis 1968 absolvierte Gerda Fassel die Matura und studierte ab 1968 an der Akademie/Hochschule für angewandte Kunst in Wien das Fach Bildhauerei bei Hans Knesl und Wander Bertoni. 1972 erlangte Gerda Fassel das Diplom in Bildhauerei (Magisterium der Künste) freischaffende Bildhauerin. Gerda Fassel erhielt 1984 das Österreichische Staatsstipendium für bildende Kunst und 1986 das Arbeitsstipendium des Österreichischen Bundesministeriums für Unterricht und Kunst.
Gerda Fassel ist Gründungsmitglied des Wiener Kunstvereins Figur (1991–1996) und hatte von 1996 bis 1998 eine Gastprofessur für Bildhauerei an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien.
Danach (von 1998 bis 2006) übernahm sie das Ordinariat für Bildhauerei an der Hochschule/Universität für angewandte Kunst in Wien als Nachfolgerin von Alfred Hrdlicka.
Nach der Teilnahme an der Biennale von São Paulo (1969) und einer Personale auf der Biennale von Venedig (21 großformatige Ölbilder) (1970) erfährt Adolf Frohners Werk noch größere Anerkennung und führt zur Zusammenarbeit mit renommierten Galerien.
Im Jahr 1972 tritt Adolf Frohner aus der Künstlervereinigung Secession aus und wird Präsident der neu gegründeten Gegensecession, die von der Vereinspolizei wieder aufgelöst wird, da sie völlig untätig ist und nicht einmal „Amtsbriefe“ beantwortet. Ab 1976 ist er Mitglied der Hörer- und Sehervertretung und des Kuratoriums im ORF für die Sparte Kunst (bis 1980) und besucht Guyla Halász, alias Brassaï, in Paris.
2001 Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst.
2002 Emeritierung als Institutsvorstand am Institut für Bildende Kunst an der Universität für angewandte Kunst in Wien; Frohner ist als Emeritus weiterhin Teil des Lehrkörpers und betreut die Meisterklasse für Malerei weitere drei Jahre
2007 Gemeinsam mit dem Niederösterreichischen Landeshauptmann Erwin Pröll erfolgt der Spatenstich zum Forum Frohner, ein Neubau im Gebäudekomplex des neu adaptierten ehemaligen Minoritenklosters Krems-Stein.
2015 Goldenes Ehrenzeichen um Verdienste um das Land Wien.
PREISE UND AUSSTELLUNGEN
PREISE UND AUSSZEICHNUNGEN
2011 – Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (Goldenen Rathausmann)
2001 – Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst
1983 – Wiener Festwochen-Preis für Plastik
1982 – Preis der Stadt Wien
1981 – Theodor Körner-Preis Arbeitsstipendium der Stadt Wien und Förderungsbeitrag des Wiener Kunstfonds
EINZEL- UND GRUPPENAUSSTELLUNGEN in der kleinen galerie:
25. Jänner 2017 bis 15. Februar 2017
Hommage an Viktor Matejka: Bilder | Zeichnungen | Druckgrafiken | Skulpturen
15. Juni bis 08. Juli 2016
Moderne Druckgrafik aus Österreich
07. Oktober bis 15. Oktober 2015
Für Gerda Fassel: Skulpturen | Zeichnungen | Bilder
11. Juni bis 10. Juli 2014
Arbeiten auf Papier
12. Juni bis 13. Juli 2012
Hommage an Dieter Schrage
19. Oktober bis 17. November 2011
Ein Leben für die Kunst: Skulptur | Zeichnung | Druckgrafik
10. September bis 24. November 2008
Gerda Fassel
MEHR
Text zu den Arbeiten von Gerda Fassel
von Ulrich Gansert (Juni 2011)
Mit ihrer bildhauerischen Arbeit hat Gerda Fassel eine unübersehbar wichtige und widerständige Position in der österreichischen Plastik definiert und ihre Torsi, „Weibstrümmer“ und „dicken Frauen“ sind ein Beitrag von auffallender Originalität im Spektrum der Gegenwartskunst.
Konsequent arbeitet sie mit großen humanem Engagement gegen jene diktatorischen Körperbilder in der Mode und in den Medien und ebenso gegen den Zeitgeist in der Kunstszene. Die Kleine Galerie freut sich ganz besonders, nach Ausstellungen von Günter Grass, Adolf Frohner und Herwig Zens nun zum 70. Geburtstag von Gerda Fassel ihre Arbeiten in einer informativen Übersicht zeigen zu können. Es werden Bronceskulpturen und Zeichnungen, aber auch zum ersten Mal Radierungen von ihr gezeigt werden.
Kennzeichen ihrer Arbeit ist die entschiedene Konzentration auf das Wesentliche und seine konsequente Erforschung, Verfolgung und Vertiefung. Und das Thema dieser Arbeit ist ausschließlich der Körper der Frau. Doch dieser Körper kann real und als Kunstwerk von vielfältigsten Ausprägungen und Vorstellungen von menschlicher Existenz geformt sein. Bei Gerda Fassel ist er gegen alle Widerstände und Zerstörungen geprägt von Lebensenergie und humaner Selbstbehauptung. Und diese Prägung ist erzielt durch eine imponierend künstlerische Arbeit an der Form. Ihre ganz aus dem Instinkt für die subtilen und zugleich zwingenden Beziehungen zwischen Volumen, Gewicht und Oberflächen gestalteten Skulpturen sind unmissverständliche Ikonen einer persönlichen Haltung, die das problematische der Existenz nicht ignoriert, ihr aber insistierend etwas entgegensetzt. Ihre Körper sind wie unter einer inneren Spannung zwischen Volumen mit innerem Potential, wie einem immer weiter fortschreiten wollenden Wachstum und der organischen und zugleich individuellen hier und jetzt so sein müssenden Bestimmung geformt.
Heute scheint der Begriff Form im öffentlichen Bewusstsein verdrängt durch den Diskurs der Schrift, der Zeichen und der Konstruktion zu sein.
Umso mehr provoziert seine Rätselhaftigkeit. Der Mensch, wir selbst, sind plastische Körper mit Form, Volumen und Gewicht und mit einer Oberfläche, wo sich Körper und Nichtkörper berühren und jeder lebende Körper ist eine unteilbare Einheit. Die Philosophin Judith Butler hat in ihren Gender Studies „Körper von Gewicht“ gerade zu diesem Thema sehr genaue Untersuchungen angestellt und auf der Bedeutung des Körpers beharrt.
Haben etwa ganz besonders die lebenden „Dinge“, wie Früchte, Samen, Körper, Köpfe, Brüste, Hüften eine Form und Gewicht, wovon Judith Butler spricht? Existiert die Materie, oder ist sie nur eine Projektion von Energiepotentialen. Existiert der Körper mit seiner Verletzlichkeit, oder ist er nur das Resultat einer Fixierung des Diskurses? In den Kurven und Schwingungen der Figuren von Gerda Fassel tritt uns ein anderes, eigensinniges Bild vom Leben entgegen. Aus den Wölbungen von Stirnen und Hinterköpfen, Augäpfeln, Wangen und Nasen sind ihre Köpfe gestaltet, es geht nicht um Kopien realer Körper, jeder Naturalismus ist weit entfernt. Ihre Plastiken sind wie symbolhaft verdichtete Energiekonzentrationen. Auch in kleineren Stücken wird eine wie monumentale Ausdruckskraft gestaltet. Mit großem Instinkt sind die künstlerischen Mittel eingesetzt, die Tendenz zur Verblockung, der Torso, eben die, wienerisch gesagt „Trümmer“, verbunden damit das „Nonfinito“, in den Skulpturen stehen polierte Wölbungen der Volumina rauen scheinbar unbearbeiteten Partien kontrastvoll entgegen. In manchen Köpfen entsteht so der Ausdruck einer Mächtigkeit wie von fernen archaischen Königinnen oder ein Gesicht erhält, vielleicht unabsichtlich, einen Anklang an exotisch- mediterrane Kulturen und die Prägung der Menschen und Gesichter dort. Zugleich aber vermitteln ihre Figuren aber doch auch die Ahnung von zukünftigen gelingend optimistischen Entwicklungen und Möglichkeiten des Menschen.
Ein oberflächlicher Blick auf die aktuelle Kunstszene scheint das Verschwinden der Figur als Plastik aus der Öffentlichkeit gegenüber der Übermacht einer durch finanzielle Spekulationen angetriebenen Malerei auf der einen Seite oder dem Experiment mit den Mitteln Raum, Diskurs, Zitat und Medien auf der anderen Seite zu belegen. Doch ein kurzes Besinnen auf Namen wie Wotruba, Hanak, Avramidis oder Hrdlicka zeigt eine andere Wirklichkeit und gerade in diesem Kontext wird die Qualität, Eigensinnigkeit und Konsequenz der Position von Gerda Fassel deutlich.
Mit Arbeiten aus den letzten 30 Jahren wird die Ausstellung in der Kleinen Galerie einen informativen Überblick zum Werk von Gerda Fassel geben.