Peter Pongratz
Malerei
Malerei
BIOGRAFIE
Geboren am 22. Mai 1940 in Eisenstadt war Peter Pongratz zunächst Schlagzeuger in verschiedenen Grazer Jazzformationen (1957-60) bevor er die Akademie der bildenden Künste in Wien (1960–63) besuchte. Daran anknüpfend studierte er an der Hochschule für bildende Künste in Berlin (1963–64). Von 1966 bis 1970 als Assistent bei Max Weiler an der Akademie der bildenden Künste in Wien tätig.
Im Jahr 1965 fand eine Ausstellung in der Wiener Secession statt und im Jahr 1968 die Gründungsausstellung der Gruppe „Wirklichkeiten“, an deren Gründung Peter Pongratz maßgeblich beteiligt war. Der Gruppe „Wirklichkeiten“ gehörten, neben Peter Pongratz, Wolfgang Herzig, Martha Jungwirth, Kurt Kocherscheidt, Franz Ringel und Robert Zeppel-Sperl.
Nach einem mehrmonatigen Studienaufenthalt in Paris (1974) hält sich Peter Pongratz für einige Jahre in Venedig auf. Weitere Studienreisen folgen im Jahr 1978 nach Australien und in die Südsee. Im Sommer 1987 lernt Peter Pongratz die Insel Korcula (in Dalmatien) kennen, wohin er in weiterer Folge jeweils für mehrere Monate zum Arbeiten reist.
„Mein Leben ist auf Bildern aufgebaut – das ist meine Form zu kommunizieren“, so Peter Pongratz. Akademismen und künstlerischen Moden misstrauend, hat sich der Künstler einen kindlichen Blick auf die Welt bewahrt und sucht in seiner Malerei und Grafik nach einem individuellen und stark gefühlsbetonten Ausdruck. Pongratz mischt seit seinen künstlerischen Anfängen in den 1960er Jahren das Figurale immer wieder mit dem Abstrakten und wendet sich dabei bewusst gegen die damals richtungsgebenden Fronten des Informellen oder des Phantastischen Realismus. Zeit seines Lebens ist er begeistert von der unverstellten und authentischen Kunst von Kindern, er beschäftigte sich mit Art brut, ist fasziniert von den Kulturen Ozeaniens und jener von Urvölkern. Dabei bezeichnet sich der Künstler selbst als Vorreiter der „wilden“ Malerei, die dann in den 1980er Jahren in Österreich, aber etwa auch in Deutschland für großes Aufsehen sorgt.
PREISE UND AUSSTELLUNGEN
PREISE UND AUSZEICHNUNGEN:
1977 – Preis für bildende Kunst des Landes Burgenland
1978 – Preis der Stadt Wien für Bildende Kunst Kategorie Malerei und Grafik
1980 – Würdigungspreis zum Österreichischen Staatspreis für bildende Kunst
1997 – Würdigungspreis des Landes Steiermark für bildende Kunst
2006 – Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold
EINZEL- UND GRUPPENAUSSTELLUNGEN in der kleinen galerie:
24. Februar bis 24. März 2016
Poesie und Prosa der Bildsprache
15. Juni 2016 – 08. Juli 2016
Moderne Druckgrafik aus Österreich
23. November bis 21. Dezember 2016
JAHRESAUSSTELLUNG 2016
29. März bis 26. April 2017
Peter Pongratz
07. Juni bis 05. Juli 2017
Arbeiten auf Papier
MEHR
Peter Pongratz
Günther Oberhollenzer, Eröffnungsrede 29. März 2017
Begegnet man Peter Pongratz und seiner Kunst ist sofort seine unbändige Leidenschaft für die Malerei spürbar, aber auch die Leidenschaft eines Unangepassten, eines kritischen (Kinds)Kopfes, der sich auch immer wieder traut, gegen den Strom zu schwimmen und seine Meinung offen zu sagen. Riskiert hat Pongratz viel in seinem Leben. Der Maler und Grafiker verweigert sich Zeit seines Schaffens vorherrschenden künstlerischen Trends und misstraut in einem hohen Maße dem Akademismus und einer sich wichtig nehmenden Kunsttheorie.
„Vom Zeitgeist werden Stile und Moden diktiert, und das verstellt manchmal den Blick auf das Wesentliche“, betont Pongratz. Doch was ist für ihn das Wesentliche? In seiner Malerei und Grafik sucht er nach einem subjektiven, einem individuellen, einen stark gefühlsbetonten Ausdruck und hat sich einen kindlich-naiven Blick auf die Welt bewahrt. Er male, so Pongratz, weil er das, was er empfinde, gerne festhalten möchte, er sei ein wirklicher Sinnesmensch, abhängig von den Gefühlen. Sein Leben ist aufgebaut auf Bildern, „das ist meine Form zu kommunizieren.“
Früh schon begeistert sich Pongratz für die unverstellte und authentische Kunst von Kindern. Er tritt als einer der Ersten mit Leo Navratil und den Gugginger Künstlern in Kontakt, beschäftigt sich mit „Art brut“ (autodidaktische Kunst von Laien, Menschen mit geistiger Beeinträchtigung), und ist fasziniert von den Kulturen Ozeaniens und jener von sogenannten Urvölkern. Pongratz schätzt aber auch die expressive Malerei der COBRA-Künstler wie die von Karel Appel oder Pierre Alechinsky, und er bezeichnet sich selbst als ein Vorreiter der „wilden“ Malerei der 1980er Jahre. Gemein ist ihm mit Künstlern wie Hubert Scheibl, Herbert Brandl oder Gunther Damisch, dass sie leidenschaftliche Maler sind, Maler, denen es ziemlich egal ist, ob die Malerei gerade beliebt oder mal wieder für tot erklärt wird.
1966 ging Pongratz von Graz nach Wien und lernte eine Gruppe von gleichgesinnten, wenn auch sehr unterschiedlichen MalerInnen kennen: Martha Jungwirth, Wolfgang Herzig, Kurt Kocherscheidt, Franz Ringel und Robert Zeppel-Sperl. „Deren Gemeinsamkeit bestand darin“, so Pongratz, „dass sie mit den existierenden strengen Formen des bildnerischen Ausdrucks für ihre viel reicheren, üppigeren Vorstellungen von Kunst kein Auslangen mehr finden konnten.“ Aufgrund ihrer verschiedenen Ansätze waren sie in der Lage, die gesamte Bandbreite der notwendigen Veränderungen und Erweiterungen für eine offenere Malerei zu zeigen, die sich ab Mitte der 1960er-Jahre abzuzeichnen begann. Otto Breicha ermunterte die Gruppe zu einer gemeinsamen Präsentation, die als große Ausstellung der „Wirklichkeiten“ im Mai 1968 in der Wiener Secession eröffnet wurde und als solche in die Kunstgeschichte eingegangen ist. Breicha sagt über Pongratz: „Pongratz macht es sich wie dem Betrachter seiner Bilder nicht leicht. Er verwirrt aus Begeisterung fürs Ungebräuchliche und Riskante, stolpert aus Leidenschaft und scheitert mit Inbrunst.“
Die Werke, die in dieser Ausstellung zu sehen sind, stammen aus den letzten Jahren, viele unmittelbar aus dem Atelier des Künstlers, und sie zeigen natürlich nur einen kleinen Ausschnitt aus dem Schaffen diese Ausnahmekünstlers. Aber auch hier kann man jene Grundthemen gut erkennen, die er Zeit seines Lebens vielfältig variiert hat: das unmittelbar Spontane und Wilde, das Kindlich-Naive und Expressiv-Leidenschaftliche, das Humorvolle und Verspielte, das Ursprüngliche und Unakademische. Er hat dabei zu einem ganz eigenständigen Stil gefunden und mischt seit seinen Anfängen mit großer Leichtigkeit gegenständlich Figürliches und abstrakt Gestisches. „Ich habe“, so Pongratz, „im Grunde die Malerei immer abstrakt gesehen. Auch Bilder, die ganz gegenständlich sind, sind im Grunde abstrakt gedacht.“
Auf weißem Hintergrund entfaltet sich ein dichtes Farbenspiel aber auch ein wildes zeichnerisches Gewirr, wir sehen ein kräftiges, intensives Kolorit und expressive, ausladende Formen, massige Köpfe und skurrile Körper, phantasievolle Pflanzen und amöbenartige Wesen – die sich gerade bei den ganz neuen Arbeiten wieder stärker aufzulösen scheinen, sie sind doch mehr malerische Zeichen denn konkret erkennbare Formen. Der Gegenstand scheint nicht so wichtig zu sein. Es geht einfach darum, ein starkes Bild zu malen.
Wir sehen „Dalmatinische Gärten“, sie zeigen die Liebe von Pongratz für die griechische Antike und ihre Mythen, für das Südländische und die arkadische Idylle (ausgelöst durch zahlreiche Aufenthalte in Korčula) oder auch „Lascaux“, ein Bild, das uns an die so bekannten Höhlenmalereien in Frankreich denken lässt, vielleicht aber einfach auch an bunte, großformatige Kinderkritzeleien.
Vieles passiert spontan auf der Leinwand. Dennoch macht sich Pongratz genaue Pläne, wie er mir erzählt hat. So fertigt er Skizzen an, die er auf die Leinwand projiziert. Dann fängt er an zu malen und innerhalb kürzester Zeit wird das Bild ganz anders. Trotzdem macht er das immer wieder. Es sei die Angst vor der Leere, die er dadurch zu unterbinden versuche. Das Spannende an der Malerei ist aber, gerade nicht das auszuführen, was man sich ausgedacht hat. Und so entsteht eine wahrlich intensive, ausdrucksstarke Kunst, eine überbordende Bilderwelt, voller Leidenschaft und Gefühl und wohl gerade deshalb unmittelbar auf uns Betrachter wirkend, uns eindringlich berührend.
Abschließend nochmals Pongratz: „Es gab eine Phase in meinem Leben, da habe ich betont, dass ich keine schönen Bilder malen will. Das stimmt nicht ganz. Ich will natürlich schöne Bilder malen. Ich glaube, wenn es eine gute Malerei ist, ist sie auch schön. Vollkommen egal, ob sie etwas Hässliches oder Schönes, Gutes oder Böses darstellt.“