Roman Scheidl
Malerei
Malerei
BIOGRAFIE
Roman Scheidl wurde am 29. Juni 1949 in Leopoldsdorf (Niederösterreich) geboren.
Schon mit zwölf Jahren wollte Roman Scheidl Maler werden. Im Jahr 1969 beginnt er ein Grafikstudium an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Professor Max Melcher.
In den 70er Jahren erfolgt eine erste Reise nach Stockholm und Roman Scheidl beginnt seine Eindrücke in Tagebuchaufzeichnungen festzuhalten. Es entstehen erste große Weltbildradierungen, Das „Noah-Triptychon“, „Kinderspiele“ und „Hauseinsturz“, (1972-74). Zahlreiche Ausstellungsreisen folgen, bspw. nach New York, Köln und in die Schweiz.
Nach einer Einzelausstellung (1976) in der Graphischen Sammlung Albertina Wien, hält sich Roman Scheidl 1978/79 längere Zeit in Zürich auf. Ab 1980 entstehen großformatige Zeichnungen und ab 1981 Tuschpinselzeichnungen. Im Jahr 1982 übersiedelt er in die Schweiz und gründet in Zürich ein Atelier. In der Schweiz beschäftigt er sich mit dem Begriff der Archetypen des Mediziners und Psychologen C.G. Jung. Während der Ausstellung „Der Hang zum Gesamtkunstwerk“ in Zürich begegnet er Joseph Beuys.
1984 bleibt Scheidl für einen längeren Aufenthalt in New York. Nach der Rückkehr nach Europa entsteht das 90 Minuten-Video mit Computerzeichnungen „Der tote Punkt“. Nach der Präsentation großer Arbeiten auf Papier in der Kunsthalle Winterthur (1985), beginnt Roman Scheidl eine Reihe von Ausstellungsberichten für die österreichische Kulturzeitschrift Parnass (1986).
Ab 1992 bezieht Scheidl eine Wohnung in Paris und studiert die französische Malerei. Zeichenserien und Leporellos mit dem Titel „Frauen von Paris“ und „Kunst und Mode“ entstehen. Die Neuen Galerie der Stadt Linz widmet Roman Scheidl 1993 eine umfassende Retrospektive zu seinem zeichnerischen Werk. In den 90er Jahren geht er eine Vielzahl von Projekten nach. Unter anderem veranstaltet er mit dem Tamamu Ensemble die Aufführungsreihe „Der tanzende Pinsel“ in der Virgilkapelle in Wien (1997), oder lässt die Radiersuite „Fliegende Blätter“ in der Werkstatt Kurt Zein entstehen (1997). Auch der Videofilm „Der tanzende Pinsel“ mit dem Kameramann Raphael Barth entsteht (1998).
Die Vielseitigkeit Roman Scheidls wird anhand der unterschiedlichsten künstlerischen Disziplinen ersichtlich an die er sich heranwagt: Performancereihen, Fernsehfilme, Zeichenfilme, Bücher, etc.
Roman Scheidls künstlerisches Schaffen wurde in verschiedensten Ausstellungen in ganz Österreich gewürdigt.
AUSSTELLUNGEN
EINZEL- UND GRUPPENAUSSTELLUNGEN in der kleinen galerie:
6. Oktober bis 10. November 2021
Die flüssige Linie
28. Februar bis 21. März 2018
Die Welt ist nur ein Pinselstrich
21. November bis 21. Dezember 2018
JAHRESAUSSTELLUNG 2018
22. November bis 20. Dezember 2017
JAHRESAUSSTELLUNG 2017
MEHR
Die Bewegung zur Offenheit hin
Die in bewegter Pinselsprache niedergeschriebenen Tuschpinselzeichnungen des Wiener Malers Roman Scheidl deuten zeichenhaft-fragmentarisch Visionen einer ganzheitlichen Weltsicht an. Das Gegensätzliche von Abstraktion und Gegenständlichkeit vereinigend, verheißen sie provokativ Schönheit und Glück. Die bühnenhafte Inszenierung, die fließenden Formen, die sich stets in etwas Neues verwandeln, verweisen auf das Scheinhafte, Illusionäre, Transitorische dieser Welt.
Die bewegte Pinselsprache Roman Scheidls verwirrt zunächst den Betrachter, der sich in die Bilder hineinlesen muss. So locker gezeichnet und gemalt seine Arbeiten sind, sie geben ihr Geheimnis nicht ohne weiteres preis. Das Ambivalente, ja Vieldeutige seiner Bildsprache verrätselt das Dargestellte, das sich im Gewebe der Pinselschläge in Rhythmus aufzulösen scheint. Wir bewegen uns an der Grenze von Gegenständlichkeit und Abstraktion, Gegensätze, die Scheidl in seiner Bildsprache zu einer Einheit verschmelzt. Es liegt in der offenen Grundhaltung des Künstlers, dass er Gegensätzliches vereint und in der Bewegtheit Stille und Harmonie sucht. Seine Tuschpinselzeichnungen, von fernöstlicher Kalligraphie inspiriert, verwandeln alles in einen Rhythmus, der die Gegensätze aufhebt, das Feindliche spielerisch zusammenführt. Alles ist auf das Versöhnliche hin angelegt, das seinen Bildern Schönheit verleiht, die Illusion des Glücklichseins beschwört.
Im Grunde genommen geht es Roman Scheidl immer um eine möglichst vielfältige Aneignung der Welt; Aneignung in dem Sinne, dass die Motive in eine bühnenhafte Szenerie, in eine zauberhafte, transitorische Welt versetzt werden.
So werden den Motiven die Schwere unserer Lebensrealität genommen. Sie verwandeln sich in heitere, lockere, duftige Szenen. Wozu Scheidls Pinselsprache Wesentliches beiträgt. Die erzählerische Thematik, ganz bildhaft geworden, gehorcht nur der Logik des Bildes und nicht einer solchen der Sprache. Die sprichwörtlich bildhafte Offenheit seiner Arbeiten kann niemals durch die Sprache eingeholt werden.
Helmuth Kruschwitz