UDO HOHENBERGER
BODY ILLUSION
Zu den Werken: Barbara Mithlinger, Leiterin kleine galerie
Eröffnung: Hans Adrian Dorfmeister-Pölzer, Vorsitz, Vereinigung sozialdemokratischer Künstler*innen & Kulturarbeiter*innen im BSA
Die Ausstellung ist bis einschließlich Freitag, 9. Januar 2026 zu sehen.
Udo Hohenberger: Geboren 1967 in Spittal an der Drau, lebt und arbeitet in Wien, stellte als bedeutender Vertreter der zweiten Generation österreichischer Nachkriegs-kunst in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen aus und war neben Künstler*innen wie Maria Lassnig, Hermann Nitsch und Arnulf Rainer auf internationalen Kunstmessen vertreten. In seinen neuen Serien Body Illusions erforscht er das Spannungsfeld zwischen Zeichnung und Malerei, zwischen Sichtbarem und Verborgenen – Körper werden zu Illusionen, Linien zu Spuren fortlebender Bewegung.
„Body Illusion“ – Udo Hohenberger und die vibrierende Linie
Barbara Mithlinger 2025
„Das Sichtbare verbirgt das Unsichtbare.“
— René Magritte
Mit diesem Zitat lässt sich das Werk von Udo Hohenberger treffend umschreiben. Seine Ausstellung „Body Illusion“ widmet sich dem Körper – nicht als festes Objekt, sondern als bewegte Erscheinung, als Moment zwischen Sichtbarkeit und Auflösung.
Der 1967 in Spittal an der Drau geborene und seit vielen Jahren in Wien tätige Künstler ist Maler, Zeichner und Lehrer. Seit Langem unterrichtet er Aktzeichnen und Malerei – und gilt als inspirierender, engagierter Pädagoge. Diese Verbindung von künstlerischer Praxis und reflektierender Lehre prägt sein Werk entscheidend.
Aus der Disziplin des Zeichnens erwächst bei ihm Leichtigkeit; aus der Präzision der Linie eine vibrierende Bewegung; aus der Farbe ein atmender, fließender Raum.
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Der Körper als Illusion
Udo Hohenberger beschreibt sein künstlerisches Anliegen so:
„In meinen Werken versuche ich, Figuren auf Papier und Leinwand mit verflochtenen grafischen Linien darzustellen, die im unendlichen Raum der Farbe schweben.“
Diese Aussage ist weit mehr als eine technische Beschreibung – sie ist ein Schlüssel zu seinem Denken. Hohenberger interessiert nicht der Körper als Abbild, sondern der Körper als Bewegung, als Übergang, als Schwingung im Fluss.
Seine Figuren erscheinen, lösen sich auf, tauchen wieder auf – sie existieren im Dazwischen.
In den lasierenden Farbräumen, durchzogen von flatternden, vibrierenden Linien, begegnet uns der Mensch als flüchtige Gestalt: eine Illusion einer Form, die gerade entsteht und im selben Moment schon vergeht.
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Linie und Farbe – Körper in Bewegung
Jede Linie bei Hohenberger ist zugleich Kontur und Impuls.
Sie umreißt nicht, sie eröffnet.
Die Farbe – dünn, durchscheinend, oft schwebend – ist kein Hintergrund, sondern ein lebendiges Feld, in dem sich die Linien bewegen.
So entsteht Bewegung nicht durch Darstellung, sondern durch das Pulsieren zwischen Form und Auflösung.
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Von Schiele zu Hohenberger – der vibrierende Strich
Wie einst bei Egon Schiele trägt auch bei Hohenberger der Strich eine tiefere Bedeutung.
Während Schiele die existenzielle Spannung des Körpers betonte, führt Hohenberger den Strich ins Schweben – in eine Leichtigkeit, fast ein Nachglühen.
Seine Linien scheinen zu tanzen: präzise und doch flüchtig, ökonomisch und doch voller Intensität.
Der Körper wird hier nicht anatomisch verstanden, sondern energetisch – als Ausdruck eines Bewusstseins in Bewegung.
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Der Körper als Ort des Bewusstseins
Aus poststrukturalistischer Sicht lässt sich sagen: Der Körper ist keine feste Einheit, sondern eine Projektionsfläche kultureller und sozialer Bedeutungen – immer wieder neu beschrieben und erfahren.
Hohenbergers Arbeiten machen diese Idee sinnlich erfahrbar.
Seine Körper sind Fragmente, Andeutungen, Zeichen. Sie sind zugleich da und nicht da – Manifestation und Auflösung.
Gerade im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz, in dem sich der Mensch zunehmend digital bewegt, verweist uns Hohenbergers Kunst auf das Unverzichtbare:
auf den Körper als Ort des Erfahrens, des Fühlens, des in-der-Welt-Seins.
Sie erinnert uns daran, dass wir nicht nur denken, sondern verkörpern – dass Wahrnehmung, Empfinden und Bewegung untrennbar miteinander verbunden sind.
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Ein Raum des Übergangs
„Body Illusion“ ist keine Ausstellung über den Körper, sondern über das Erleben des Körpers.
Hohenberger zeigt, dass der Körper ein Raum ist, in dem Form und Bewusstsein einander berühren.
Seine Kunst lädt ein, nicht nur zu betrachten, was sichtbar ist, sondern wahrzunehmen, was hinter der sichtbaren Form liegt – jenes Unsichtbare, das Magritte einst beschrieb.
Jedes Werk ist ein Moment des Übergangs, ein Zwischenraum zwischen Sein und Werden – und damit ein leises, poetisches Nachdenken über das, was uns als Menschen ausmacht: unsere fragile, zugleich schöpferische Körperlichkeit.
Gerne bieten wir Ihnen gesonderte Termine zur Ausstellungsbesichtigung nach terminlicher Vorvereinbarung an.
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